Terra Media Akademie e.V.

interkulturell wissenschaftlich • kreativ

Den Fremden zum Freund machen –
Diskriminierung und Ausgrenzung überwinden

Aktive Medienarbeit in einem multinationalen Kinder- und Jugendhaus

Videokamera 1
Handy_kidsfoto

In einem multinationalen Kinder- und Jugendzentrum, in dem es aus Sicht der deutschen Jugendlichen „nur so von Kümmeltürken und Kanaken wimmelt“ haben die Sozialarbeiter*innen ihre Mühe, „Tätlichkeiten zwischen Deutschen und Türken“ immer zu unterbinden. Wie hier einen interkulturellen Dialog in Gang bringen, Verständnis für den Anderen und seine fremden Sitten und Gebräuchen fördern und die Gewalt beenden?

Wir nehmen uns Zeit, die Abläufe im Freizeitheim kennenzulernen, erleben die täglichen Ausgrenzungen, Rassismen und Vorurteile zwischen den beiden Gruppen und entscheiden, zunächst getrennt mit ihnen zu arbeiten, sie jeweils ihre eigene Spielerfahrung mit Sketchen, Rollenspielen und Impro–Theater machen zu lassen – und sie erst danach zusammenzuführen.

Mit großem Spass dokumentierten dann Deutsche und Türken jeweils ihr Zuhause mit einer Videokamera, erstellten Beiträge zu Themen wie Freundschaft, Schule und Ausbildung.

Dieses Konzept trug Früchte. Schon in der ersten gemeinsamen Begegnung zeigten sich die türkischen und deutschen Jugendlichen gegenseitig ihre Filme, entdeckten Unterschiede und Gemeinsamkeiten, begannen die Sichtweise des Anderen aufzunehmen und sich darüber auszutauschen, z.B. wenn in der Türkei Männer Arm in Arm gehen oder sich küssen ist das nicht schwul sondern eine Geste für Freundschaft und Respekt.

Ein gemeinsam gedrehtes Video zum Abschluss des Projekts förderte unter den deutschen und türkischen Jugendlichen Gemeinschaftserfahrung. Emotionale Bindungen entstanden und das Erkennen,

* dass Menschen unterschiedlich, aber gleichwertig sind,

* dass es möglich ist, mit Unterschieden zu leben

* dass wir voneinander lernen und uns trotz aller kulturellen Unterschiede respektieren und unterstützen können.

Am Schlusstag nach der Verabschiedung konnten wir miterleben, wie die deutschen und türkischen Jugendlichen, die zuvor nur in der eigenen Gruppe Fußball spielten, sich als zwei Mannschaften gegenüberstanden, die zum ersten Mal gemeinsam auf einem Platz mit einem Ball spielten.

Das Projekt wurde vom BMBF gefördert und von uns und im Rahmen eines Forschungsprojekts des Deutschen Jugendinstituts zur Qualifizierung von Sozialarbeiter*innen durchgeführt.